Klavier

Wie aus einem gebrauchten Klavier ein Shabby Chic Klavier wurde.

Klavier im Shabby Chic Stil

Ein altes Klavier, das gut klingt, schön aussieht und bezahlbar ist. Geht das? In meinem Fall bekam ich eines angeboten mit den Worten: „Es hat einen tollen Klang, aber es ist ein „hässliches Entlein“.“ Sofort sah ich mich vor meinem inneren Auge das Klavier anmalen, vielleicht ein Hippie-Motiv, Regenbogen, Blumen… also nahm ich das Angebot an und schon kurz danach stand das „hässliche Entlein“ bei mir.

Allerdings hatte ich überhaupt keine Ahnung, wo und wie ich anfangen sollte. Daher setzte ich mich erst mal hin und durchsuchte das Internet nach Inspirationen. Auf der Seite von Leonie von shabby-it-yourself.de wurde ich fündig. In vielen detailreichen Anleitungen erfuhr ich alles über das Arbeiten mit Kreidefarbe im Shabby Chic Stil. Hippie ade, Shabby soll es sein!

Meine konkreten Arbeitsschritte bis zum fertigen Shabby Chic Klavier:

  1. Abbauen: Alles, was abzubauen war, habe ich abgemacht, um alle folgenden Arbeitsschritte im Freien zu erledigen. Da das Klavier so unglaublich schwer ist, dass ich es nicht einen Zentimeter verrücken kann, habe ich den Korpus im Zimmer bearbeitet. Dazu auf jeden Fall die Tasten und die Pedale mit Klarsichtfolie und Malerkrepp* abkleben. Malervlies* auslegen und gut lüften sind dafür unabdingbar.
  2. Anschleifen: Auch wenn Kreidefarbe laut Hersteller ohne Anschleifen aufgetragen werden kann, habe ich diesen Arbeitsschritt eingefügt. Meiner Erfahrung nach lohnt sich die Mehrarbeit, um ein sauberes Ergebnis zu erhalten. Ich habe mir dazu extra einen Multischleifer* besorgt, schlussendlich dann aber doch das meiste von Hand geschliffen. In jedem Fall ist eine Staubschutzmaske zu empfehlen.
  3. Grundierung: Vor allem ältere Hölzer können durchbluten, das heißt es entstehen unschöne gelbliche Flecken auf der späteren Farbe. Ich habe mich daher für eine Grundierung mit Acryllack seidenmatt weiß* entschieden. Noch besser wäre ein speziell hierfür entwickelter Holzisoliergrund*. Davon hatte ich aber erst erfahren, als ich schon grundiert hatte. Am schnellsten geht dieser Schritt mit einem Farbroller*.
  4. Kreidefarbe: Endlich, endlich meine ersten Pinselstriche mit Kreidefarbe von Rust Oleum* (Farbe: Eukalyptus). Und wow! Sie lassen sich wunderbar auftragen, cremig und leicht in der Konsistenz. Für den Shabby Stil am besten mit einem breiten Pinsel* arbeiten, da in diesem Fall die Pinselstriche sogar gewünscht sind. Schon nach kurzer Zeit ist die Kreidefarbe getrocknet und fühlt sich pudrig weich an.
  5. Ombré-Farbverlauf: Ich hatte einen Farbverlauf im Kopf. Aber es hat eine Weile gedauert, bis ich das Fachwort – ombré – dafür rausgefunden hatte. Aus verschiedenen Tutorials habe ich mir die besten Techniken dafür rausgesucht: Das Wichtigste ist eine Sprühflasche*. Damit die beiden Farben sich verbinden, wird die Fläche mit Wasser feucht gehalten. Auch der Pinsel wird am besten regelmäßig mit Wasser besprüht.

    Hilfreich ist ebenso ein Pappteller, auf dem die beiden Farben angemischt und verdünnt werden. Ich habe mit den Farben Eukalyptus und Petrol gearbeitet. Am besten trägt man jede Farbe mit einem eigenen Pinsel auf und arbeitet sich von dunkel nach hell vor.
  6. Versiegelung: Ich habe die Farbe erst mal einen Tag lang trocknen lassen. Die erste Frage ist, ob man mit Möbelwachs oder Klarlack versiegeln möchte. Bei hoher Beanspruchung und Fleckenanfälligkeit empfiehlt sich letzteres. Das ist beim Klavier aber hoffentlich nicht der Fall, sodass ich mich für das Wachs, welches die Kreidefarbe besser zur Geltung bringen soll, entschieden habe. Zur zweiten Frage – erst versiegeln, dann schleifen oder umgekehrt – gibt es verschiedene Meinungen. Mich hat es überzeugt, dass die Farbpartikel beim Schleifen sich weniger absetzen können, wenn DAVOR gewachst wurde


    Somit habe ich das klare Möbelwachs* mit einem fusselfreien Tuch* auf alle bemalten Flächen aufgetragen. Versuche mit alten Lappen aus T-Shirts und auch Putzschwämmen waren nicht sehr erfolgreich, da beides durch die Reibung zu schnell Löcher bekommt bzw. sich abnutzt. Auch wenn das Wachs angeblich ein Naturprodukt ist, riecht es extrem stark und viel Lüften ist absolut notwendig.

    Leider hat das Wachs den Ombré-Effekt etwas zunichte gemacht. Ohne Wachs war der Verlauf zwischen den beiden Farben sehr weich und kaum zu sehen. Nach dem Wachsauftrag, waren die beiden Farbflächen sehr viel deutlicher zu erkennen. Zunächst… später kam noch die Rettung…

  7. Schleifen: Was wäre Shabby Chic ohne die typischen Abnutzungsspuren? Ich bin erst eine Weile um das Klavier geschlichen, bevor ich mich ran getraut habe. Ich habe zunächst alle Kanten bis runter aufs Holz geschliffen und dann auf den größeren Flächen hier und da Farbe abgetragen.

    Da ich ohne es zu wissen die Multi-Schicht-Methode angewendet hatte, kam bei mir das sehr viel hellere Eukalyptus zum Vorschein. Das war mir viel zu strahlend und ich fand heraus, dass üblicherweise die dunklere Farbe zuerst aufgetragen wird. Also habe ich die zu hellen Stellen einfach überstrichen. Und im Vergleich zu Lackfarben geht das mit Kreidefarben ganz wunderbar. Trotz Versiegelung mit Wachs ließ sich die Farbe gut auftragen und die Patzer waren schnell ausgebessert.
  8. Versiegelung, die Zweite: Nach dem Schleifen bin ich nochmal mit klarem Möbelwachs über das gesamte Klavier gegangen.
  9. Veredelung: Für den Chic hatte ich noch an ein bisschen Glitzer gedacht und gelesen, dass ich die geschliffenen Stellen mit silberglänzendem Möbelwachs* betonen und so eine Art Patina erzeugen könnte. Allerdings stellte ich fest, dass das Metallic-Wachs an den geschliffenen Stellen nicht besonders gut sichtbar war und so habe ich das ganze Klavier kurzerhand ein drittes Mal komplett gewachst.

    Durch das viele Reiben (Polieren) mit dem Tuch begann es zusätzlich auch immer mehr zu glänzen. Am Ende sah es fast wie Perlmutt aus. Außerdem war der Farbkontrast dadurch wesentlich geringer geworden und der Ombré-Effekt kam wieder mehr zur Geltung. In jedem Fall bin ich mit meinem Shabby Chic Klavier nun fast zufrieden.
  10. Fortsetzung folgt: Die große Fläche ist aufgrund fehlender Verzierungen und Intarsien immer noch sehr mächtig. Ich überlege, ob ich diese mit einem Motiv etwas auffrischen kann. Mandalas oder Ranken schweben mir vor…

Meine Materialliste für das Shabby Chic Klavier

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